Premio Europa per il Teatro Premio Europa per il Teatro Premio Europa per il Teatro Premio Europa per il Teatro
IV Ausgabe - Begründung

HEINER MÜLLER

 

Mit der Verleihung des vierten Europa-Preises für das Theater an Heiner Müller hat die Jury nicht nur beabsichtigt, einen der hervorragendsten lebenden Dramatiker auszuzeichnen, sondern auch seinen Stil zu würdigen, da er in vierzigjähriger Tätigkeit dem Begriff des Theaterschriftstellers neuen Inhalt gegeben hat. Es sind keine Lichtspiele, die dem Künstler erlaubt haben, Theaterstücke zu schreiben, die Gedichte sind und umgekehrt, während öffentliche Aufgaben, seine unermiüdliche, kluge Vermittlung, seine streitbare Intelligenz ihn zu einem maitre à penser für mehr als eine Generation machten. Darüber hinaus hat er diesem, seinem, dem über alles Geliebten Land mit seinen so stchwierig übertragbaren Versen - aufgrund der veilseitigen Deutungsmöglichkeiten - neue Sprachformen geschenkt. Konsequent in der Anwendung von Widersprüchen, hat Müller sich als Klassiker ante litteram erwiesen, indem er experimentierte und hat es verstandem, eine Utopie zu betreiben, indem er der gewohnten Praxis treu blieb. Sein Bühnenwerk bewegt sich zwischen dem Didaskalismus der Texte über die Produktion, den Textbearbeitungen antiker Autoren, die die Faszination zeitferner Denksysteme ausstrahlen, dem Hermetismus blitzender Fragmente und den so klaren Synthesen der letzten Schaffensperiode, doch hat er nie aufgehört, Geschichte und Kunstwege miteinader zu verknüpfen. Stets hat er die bestechende Eleganz des Schreibens mit den Bühnenepflogenheiten vereint, und zwar mittels interdiziplinärer Verknüpfungen, während er als Regisseur in eigener Sache die Wertigkeit seiner überarbeiteten und erneuerten Texte vervielfacht hat, und zwar dank der kombinatorischen Technik des Zusammenfügens. Mit der scharfen Waffe der Ironie ist dieser Künstler so zum Leiter des Theaters geworden, das Brecht gehörte, Brecht, seinem Vorbild, das er in der Jugend abgelehnt, gegen dessen Schatten er sich im reifen Alter gewehrt hatte, um dann sein häretischer Nachfolger zu werden und seine Lehre mit eigenen Mitteln zu revidieren.


EPfnTW

Nachdem zuletzt Vassil ’ev mit dem Europa-Preis ausgezeichnet wurde, hat man neben diesem den Europa-Preis Neue TheaterWirklichkeiten (20.000 ECU) eingerichtet, und zwar in der Absicht, hervortretende Tendenzen und Initiative zu ermutigen und anzuregen. Die Jurie, hält es für erstrebenswert, daß der Preis ein ständiger Anlaß zur Begegnung und zur Erörterung unterschiedlicher Ausdrucksformen werde. Sie hat sich bei der Auswahl von diesem Kriterium leiten lassen und daher beschlossen, die Zuerkennung dieses neuen Preises deutlich aufzuzeigen, indem ihre Wahl auf drei Theaterpersönchlichkeien gefallen ist, die sich durch ihren Beitrag zur Erneuerung und zum Experimeintieren auszeichnen

GIORGIO BARBERIO CORSETTI
Für seine Bühnenmittel, für das Zusammenspiel in seinen Arbeiten von Videotechnik und Schauspiel, von realer und elektronischer Bildgestaltung, von Direktübertragung und Live-Handlung.

COMMEDIANTS
Für das Straßentheater. Die katalanische Gruppe macht die Straße zu ihrem Aktionsfeld, sie ist ihre Bühne. Das Leben dort als Quelle und Motor ihrer Eingebung; ihre kulturellen Wurzeln als Audrucksmittel; ein burlesker, ironischer und poetischer Ton bestimmt alle ihre Darbietun gen

EIMUNTAS NEKROSIUS
Für seine dramaturgische Leistung der Bearbeitung von Texten. die er mit den Schauspielern des Theaters Jaurnimo von Vilnins auf die Bühne bringt