Premio Europa per il Teatro Premio Europa per il Teatro Premio Europa per il Teatro Premio Europa per il Teatro
Geschichte

 

 

 

Geschichte des Europa-Preises für das Theater

Der Europa-Preis für das Theater war ein Pilotprojekt der damals von Jaques Delors geleiteten Europäischen Kommission, deren erster Kulturbeauftragter Carlo Ripa di Meana war. Unterstützt von der Europäischen Gemeinschaft wurde er 1986 ins Leben gerufen und sollte jene Persönlichkeiten oder Theaterinstitutionen auszeichnen, die „einen Beitrag zur Verwirklichung von Kulturveranstaltungen geleistet haben, welche die Verständigung und das gegenseitige Kennenlernen der Völker fördern“. Der Europa-Preis für das Theater wird vom Europaparlament und von der Europäischen Kommission als „Fördermaßnahme der europäischen Kultur“ unterstützt. In Übereinstimmung mit diesen Voraussetzungen war 1987 Ariane Mnouchkine die erste Künstlerin, die für ihre Arbeit mit dem Theatre du Soleil von der internationalen Jury unter dem Vorsitz von Irene Papas ausgezeichnet wurde. Die Preisverleihung an Ariane Mnouchkine war damals ein wahrer „Geniestreich, gleichermaßen bewegend und prophetisch“. Im Verlaufe der in Eurovision aus dem griechischen Theater in Taormina übertragenen Feierlichkeiten gab die Künstlerin ihrer Hoffnung Ausdruck, die Grenzen, die damals den europäischen Kontinent in zwei Blöcke teilten, würden niedergerissen, und sie widmete ihren Preis den Künstlern „im anderen Europa“, jenem Teil, der damals noch kommunistisch beherrscht wurde. Und angesichts der auch im Westen schwierigen Situation vor allem des engagierten Theaters bedeutete die mit dem Preis verbundene Summe für das Theatre du Soleil zugleich eine Unterstützung bei der Weiterführung seines Schaffens und seiner Theaterarbeit. Im selben Jahr beschloss auch der damalige Kulturbeauftragte der Europäischen Gemeinschaft, Carlo Ripa di Meana, der griechischen Schauspielerin Melina Mercouri, der Schirmherrin der ersten Ausgabe des Preises und späteren Kulturministerin ihres Landes, einen Spezialpreis zu verleihen, um ihre Fähigkeit zu würdigen, bei ihrer künstlerischen und öffentlichen Arbeit das politische Interesse mit einer ausgeprägten Sensibilität für kulturelle Angelegenheiten zu verbinden. In der darauf folgenden Ausgabe richtete sich die Aufmerksamkeit noch stärker und direkter auf die prämierten Künstler. Mit der Verleihung des Preises an Peter Brook wurde in Taormina eine Gepflogenheit eingeführt, die seitdem eine der wichtigsten und schätzenswertesten Charakteristiken des Europa-Preises geworden ist: An drei unvergesslich gebliebenen Tagen wurde die Arbeit des Preisträgers untersucht und diskutiert, und dies vor allem durch ein denkwürdiges öffentliches Gespräch zwischen Peter Brook und Jerzy Grotowski, durch einen umfassenden Beitrag aus Vorträgen und Zeugnissen sowie durch Projektionen von Filmmaterial und der Öffentlichkeit zugänglichen Vorführungen, bei denen außer dem großen Meister auch einige seiner Lieblingsschauspieler mitwirkten. Eine Dokumentation dieser Tage ist in dem Band Die Jahre von Peter Brook enthalten. Seit dieser Ausgabe steht der Europa-Preis unter der Schirmherrschaft der Europäischen Gemeinschaft und es entstand die Zusammenarbeit mit der Association Internationale des Critiques de Théâtre. In der dritten Ausgabe wurde nicht nur Giorgio Strehler für seinen wichtigen Beitrag zur Entwicklung eines Europas der Theater und der Kultur prämiert, sondern es begann auch – auf ausdrücklichen Wunsch Strehlers hin – die Zusammenarbeit mit der Union des Theatres de l’Europe. Außerdem wurde der Europa-Preis für Neue Theaterwirklichkeiten ausgeschrieben, der in jenem Jahr an Anatoli Vassiliev ging. Zu diesem Anlass schuf der russische Regisseur eine Werkstattaufführung von außergewöhnlicher Intensität. Abgerundet wurden die Studientage über den Preisträger mit einer Lesung, vorgetragen und kommentiert von Strehler und Giulia Lazzarini mit Szenen aus Elvira o la passione teatrale von Louis Jouvet. In der vierten Ausgabe erhielt der Dichter und Dramaturg Heiner Müller den Europa-Preis. Der Preis für Neue Theaterwirklichkeiten ging an Giorgio Barberio Corsetti (Einsatz neuer szenischer Mittel), an die Comediants (Straßentheater) und an Eimuntas Nekrosius (Dramaturgie). Der Preis nahm nun immer mehr die von der Jury angestrebten Charakteristiken an, und diese vierte Ausgabe des Europa-Preises gestaltete sich daher als mehrtägige Veranstaltung mit Betrachtungen und Untersuchungen, begleitet von zahlreichen Kreativveranstaltungen und Aufführungen, an denen viele Theaterleute und Regisseure von internationalem Ruf teilnahmen. Von den Aufführungen sollen vor allem Heiner Müllers Prometheus, ein Zusammenspiel von Musik und Wort unter der Regie von Heiner Goebbels, außerdem Giorgio Barberio Corsettis Inszenierung des Faust sowie Mozart und Salieri und Szenen aus Die drei Schwestern erwähnt werden, einer europäischen Uraufführung von Eimuntas Nekrosius, die sicherlich stark dazu beigetragen hat, die Theaterarbeit des litauischen Regisseurs in Europa bekannt zu machen. In der Kategorie Wiederkehr zeigte Anatoli Vasiliev vor der herrlichen Kulisse des Hotels San Domenico in einer europäischen Uraufführung seine Inszenierung des Amphitryon von Molière.  Mit der fünften Ausgabe wurden durch die Preisverleihung an Robert Wilson und die universale Dimension seines Theaters zum ersten Male die Grenzen Europas überschritten; mit unvergleichlicher Wärme und Lebhaftigkeit beseelte Wilson die ihm gewidmeten Studientage und präsentierte dabei Persephonis. Der Europa-Preis für Neue Theaterwirklichkeiten ging zu gleichen Teilen an das Theatre de Complicité, eine englische Gruppe, die zum Interessantesten gehört, was in den letzten Jahren im Theater zu sehen war, und an die italienische Neuentdeckung Carte Blanche-Compagnia della Fortezza, die mit ihrer Arbeit schon seit einigen Jahren darauf abzielt, die Freiheit und Würde des Menschen auf die Bühne zu bringen, indem sie mit Laienschauspielern arbeitet, Häftlingen des Gefängnisses von Volterra. In der Kategorie Wiederkehr war Vasilievs Stück Die Wehklagen des Jeremias zu sehen, das von orthodoxer Spiritualität, Musik und Ritualen inspiriert ist, sowie als Welturaufführung Ausschnitte aus der Hamlet-Inszenierung von Nekrosius.  Unter dem Vorsitz von Jack Lang verlieh die internationale Jury die sechste Ausgabe des Europa-Preises an Luca Ronconi, und der vierte Europa-Preis für Neue Theaterwirklichkeiten ging an Christoph Marthaler. Die Feierlichkeiten beendeten ein wiederum reichhaltiges Programm von Vorträgen und Veranstaltungen. Es gab gleich zwei internationale Kolloquien: ein erstes über Das Live-Schauspiel: Informationen, Kritik, Institutionen, und ein zweites mit dem Titel Die Ronconi-Methode, zu der eine Episode aus Die Brüder Karamazov gezeigt wurde; außerdem enthüllte man in einer öffentlichen Voraufführung von Pirandellos Heute Abend wird aus dem Stegreif gespielt (Questa sera si recita a soggetto) einige „Geheimnisse“ dieser Methode. Die Begegnung mit Christoph Marthaler offenbarte, mit welch schneidender Ironie und intellektuell überschäumender Lebhaftigkeit der von seinen internationalen Gesprächspartnern als Genie bezeichnete junge Regisseur ans Theater herangeht. Die Kategorie Wiederkehr war Robert Wilson gewidmet, der zum hundertsten Geburtstag von Bertolt Brecht zusammen mit dem Berliner Ensemble Ozeanflug (nach Texten von Bertolt Brecht, Heiner Müller und Fjodor Dostojewski) vorstellte. Der Theatertanz und die charismatische Persönlichkeit von Pina Bausch kennzeichneten die siebte Ausgabe des Europa-Preises für das Theater. An der internationalen Zusammenkunft Auf Pinas Spuren waren Tänzer, Mitarbeiter und Kenner der Arbeit dieser deutschen Künstlerin beteiligt, und die Beiträge führten von Europa nach Indien, von Japan in die Vereinigten Staaten, von Palermo nach Australien. Die aus Gefühlen, Erinnerungen und Performances bestehende Reise war gekrönt von der anthologischen Darstellung Small Collection, vorgestellt von Pina Bausch und ihrer außergewöhnlichen Truppe des Wuppertaler Tanztheaters, begleitet von Film- und Videovorführungen sowie einer Fotoausstellung. Der fünfte Europa-Preis für Neue Theaterwirklichkeiten ging an das Royal Court Theatre, das eine Generation junger Theaterschriftsteller wie Sarah Kane, Mark Ravenhill, Jez Butterworth, Conor McPherson und Martin Mc Donag unterstützt und weitergeführt hat. Die Arbeit des Royal Court Theatre wurde bei der Begegnung Das Royal Court auf der Bühne verdeutlicht, mit Lesungen und Darbietungen aus den Werken der jüngsten Dramaturgen Großbritanniens, aufgeführt von den Schauspielern des Royal Court Theatre. Ausschließlich für Italien wurde The Weir von Conor McPherson unter der Regie von Ian Rickson gezeigt. In der Kategorie Wiederkehr stellte Christoph Marthaler mit einem einzigartigen Ensemble Die Spezialisten vor und erntete damit einen sensationellen Erfolg. Im Begleitprogramm fanden zwei wichtige Begegnungen statt: Schreiben/Darstellen - Beispiele der neuen europäischen Dramaturgie, vorgeschlagen von der Jury des Europa-Preises, gefolgt von einer Mise en Espace des Theatre Ouvert und einer Debatte mit dem Titel Die Kunst des Schauspielers, Entwicklungen und Veränderungen in den letzten fünfzehn Jahren, die von der Union des Theatres de l’Europe organisiert wurde und an der unter anderem Erland Josephson teilnahm. Seit dieser siebten Ausgabe ist die Convention Theatrale Europeenne assoziiertes Fördermitglied und Unterstützer des Europa-Preises.  Durch die Prämierung von Lev Dodin bei der achten Ausgabe wurde nicht nur einer der besten Stanislawski-Schüler ausgezeichnet, sondern auch die unablässige Arbeit des sibirischen Regisseurs und damit auch die des Petersburger Maly Teatr beleuchtet, wo trotz der institutionell und finanziell unsicheren Situation ein kreatives Schaffen im Theaterbereich zu beobachten war, das mit den Produktionen im restlichen Europa nicht verglichen werden kann. Dodins Inszenierungen und das Umfeld, in dem er hauptsächlich arbeitet, kamen zum einen in einem Kolloquium voller Beobachtungen und Zeugnissen zum Ausdruck, zum anderen aber auch durch zwei Inszenierungen: Das Haus von Fjodor Abramov - ein Stück, das Dodin selbst für Taormina ausgewählt hatte – und in der Welturaufführung von Molly Sweeney von Brian Friel. Der sechste Europa-Preis für Neue Theaterwirklichkeiten ging an die Theatergroep Hollandia, an den deutschen Regisseur Thomas Ostermeier und an die Italiener der Societas Raffaello Sanzio. Die Preisträger boten vier Vorführungen dar: Voices nach Pasolini und Ongebluste Kulk (Hollandia), Crave von Sarah Kane (Thomas Ostermeier) sowie Amleto, la veemente esteriorità della morte di un mollusco (Societas Raffaello Sanzio). Ein Spezialpreis wurde an das BITEF (Belgrade International Theater Festival) vergeben; besonders erwähnt wurde dabei Ibrahim Spahic, weil er auch während der schwierigen Kriegszeit in Sarajewo weiter arbeitete. Die Wiederkehr von Peter Brook (Gewinner des zweiten Europa-Preises für das Theater im Jahre 1989) mit einer Inszenierung von Le Costume des südafrikanischen Schriftstellers Can Themba, einer Produktion des Europa-Preises für das Theater, war als Hommage an einen der größten lebenden Regisseure und an die rigorose Vielfalt seines Theaters zu verstehen.  In seiner neunten Auflage erweiterte sich das Theater, übertraf sich selbst und bestätigte sich erneut mit einer Verflechtung aus Kino, Tanz und Musik, wobei es verschiedene Tendenzen   einbezog, die die zeitgenössische Bühne beleben. Die Jury feierte mit dem Preis an Michel Piccoli einen großen und sehr europäischen Künstler sowie eine Auffassung des Schauspielerberufs, welche quer durch die Gattungen (Kino, Theater) und jenseits von ihnen in einem Stil, der ohne den Menschen und seinen staatsbürgerlichen Einsatz nicht auskommt, ihren wahren Sinn findet. Michel Piccoli stellte unter Mitwirkung von Klaus Michael Gruber im Teatro Massimo Bellini in Catania ein Stück vor, das gleichzeitig ein Geschenk an Sizilien, den Mythos, das Theater und seine „Orte“ darstellte: Piccoli-Pirandello, a partir des Geants de la montagne. Dem Schauspieler wurde auch ein Kolloquium gewidmet: Michel Piccoli zwischen Theater und Kino sowie eine Retrospektive seiner Filme und Theatervideos. Heiner Goebbels, Gewinner des siebten Europa-Preises für Neue Theaterwirklichkeiten, präsentierte zwei Vorstellungen von außergewöhnlichem Niveau: Max Black, ein Kompendium von Epistemologie, Kunst, Musik und Philosophie, das sich um eine visuelle, verbale, gestische und „pyrotechnische“ Partitur herum artikulierte, welche der Stimme und dem Körper von Andre Wilms anvertraut wurde, und The Left Hand of Glenn Gould, eine Performance, die im Laufe eines Aufenthaltes von Goebbels an der Justus-Liebig-Universität in Giessen entstanden war, an welcher auch Stipendiaten des Multimedia-Ateliers Fabrica aus Treviso mitgearbeitet hatten. Mit der Verleihung des Europa-Preises für Neue Theaterwirklichkeiten an Alain Platel wurde die intensive Tätigkeit eines Tänzers, Choreographen und Regisseurs anerkannt, der es verstanden hat, die Schranken zwischen den verschiedenen Disziplinen (Ballett, Theater, Musik, Zirkus) zu öffnen, und gleichzeitig auch der Einsatz eines Künstlers, der zusammen mit seinem Ensemble Les Ballets C. de la B. in der Lage ist, sehr stringente Vorstellungen zu erarbeiten und zusammenzustellen, wobei er auch mit Laien, behinderten Menschen oder Kindern arbeitet. Alain Platel hat sein Stück Iets op Bach mit einer Gruppe von neun Musikern und neun Balletttänzern aus seinem Ensemble vorgestellt. Nach Noten von Bach erzählten die aus allen Teilen der Welt kommenden Tänzer des Ballets C. de la B. ihr eigenes Leben auf unverfälschte und doch poetische Art, womit sie einen überwältigenden Erfolg erzielten. Dem Theater von Goebbels und Platel waren zwei Treffen gewidmet. Der Europa-Preis für das Theater wurde für seine zehnte Ausgabe 2006 nach Turin verlegt; die Preisträger waren Harold Pinter, Josef Nadj und Oskaras Koursounovas. Die Veranstaltungen fanden im Teatro Stabile Turin statt und waren in ein spezielles, anlässlich der olympischen Winterspiele ins Leben gerufenes Kulturprogramm eingefügt. Durch die Vergabe des Europa-Preises für das Theater an Harold Pinter wurde nicht nur einer der wichtigsten lebenden Autoren geehrt, sondern man wollte auch einen Weg aufzeigen, der in einem besonderen Moment des staatsbürgerlichen Lebens und der Theaterwirklichkeit in verschiedenen Teilen der Welt wieder an Relevanz gewann. Wie es in der Begründung zur Preisverleihung hieß, ist „Pinter sicherlich ein wahrer Theaterpoet, er ist aber auch ein politischer Schriftsteller, allerdings nicht als Anhänger einer bestimmten Parteiideologie, sondern aufgrund seiner Angriffe gegen die Verletzung der Menschenwürde und den schlechten Sprachgebrauch von Seiten der Herrschenden“. In diesem Zusammenhang ist das Interview mit Pinter im Rahmen eines öffentlichen Kolloquiums unvergesslich, das unter der Leitung von Michael Billington, einem Kritiker des Guardian und offiziellem Biographen des Dramaturgen, entstand. Dem Treffen, eingeleitet von einem Grußwort von Jan Figuel, dem europäischen Kommissar für Bildung, Ausbildung und Kultur, war die Tagung Pinter: Passion, Poetry and Politics vorausgegangen. Die Pinter gewidmete Veranstaltung wurde durch die Aufführung von The New World Order vervollständigt, einer Auswahl von Stücken des englischen Dramaturgen, die vom Regisseur Roger Planchon zusammengestellt worden war, sowie von Pinter Plays, Poetry & Prose des Gate Theatre aus Dublin unter der Beteiligung der Schauspieler Charles Dance, Michael Gambon, Jeremy Irons und Penelope Wilton. Dem Preisträger für Neue Theaterwirklichkeiten Josef Nadj wurde das Treffen Josef Nadj, un theatre en chair et en ombre unter der Leitung von Jean-Marc Adolphe gewidmet; nach dem Treffen wurde Duo, eine Performance von Nadj aus Canard Pekinois, aufgeführt. Oskaras Korsunovas stellte zwei Stücke vor, die einen bemerkenswerten Eindruck hinterließen: Playing the Victim, einen Text der Brüder Presnyakov, sowie Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow. Ein weiteres Treffen war Lev Dodin gewidmet, und zwar anlässlich der Präsentation des vom Europa-Preis herausgegebenen, zweisprachigen Bandes Lev Dodin, Le creuset d‘un theatre necessaire/The melting pot of an essential theatre, in dem die Dokumentationen der achten Ausgabe des Europa-Preises gesammelt sind. Im Rahmen der Luca Ronconi gewidmeten Kategorie Wiederkehr wurden ein Treffen mit dem Regisseur und drei der fünf Schauspiele Ronconis geboten, die in Turin anlässlich der olympischen Winterspiele aufgeführt worden waren: Troilus und Cressida von William Shakespeare, Il Silenzio dei comunisti von Vittorio Foa, Miriam Mafai und Alfredo Reichlin sowie Biblioetica, dizionario per l’uso von Gilberto Corbellini, Pino Donghi und Armando Massarenti. Bei dieser zehnten Ausgabe waren darüber hinaus erstmals nach 20 Jahren wieder der 22. Kongress und die Generalversammlung der Association Internationale des Critiques de Théâtre in Italien zu Gast, wobei die Association die Rolle der heutigen Kritik in einem Meeting mit dem Titel The End of the Criticism? untersuchte. Darüber hinaus hat der Europa-Preis für das Theater in diesem Jahr einen Teil seiner Aktivitäten nach Polen verlegt: Die Stadt Warschau bot im Oktober und November im Rahmen des Festivals Teatralnych Spotkania einen breit gefächerten Auszug aus der Kategorie Wiederkehr. Die elfte Ausgabe des Europa-Preises für das Theater fand vom 26. bis 29. April 2007 in Thessaloniki statt, organisiert vom Nationaltheater Nordgriechenlands mit der Unterstützung des griechischen Kultusministeriums. Die 2006 in Turin versammelte internationale Jury hatte den Europa-Preis für das Theater zu gleichen Teilen an Robert Lepage und Peter Zadek verliehen, während der neunte Europa-Preis Neue Theaterwirklichkeiten Bjliana SrbljanovicÌ und Alvis Hermanis zugesprochen wurde.  Der Theaterarbeit von Robert Lepage, einem der interessantesten und kreativsten Regisseure unserer Zeit, war eine von Michel Vais organisierte Tagung gewidmet, an der Kritiker und Wissenschaftler verschiedener Länder aktiv teilnahmen. Die Tagung war verbunden mit der Aufführung einiger Auszüge aus seinen Theaterwerken, durch die man die poetischen Visionen dieses Meisters heutiger Bühnenkunst schätzen lernen konnte, wobei der Autor und Regisseur oft selbst auf der Bühne stand. Die im Laufe einer langen Karriere gereifte Herangehensweise Peter Zadeks an die Bühne konnte bei der Aufführung des Peer Gynt von Ibsen in der Inszenierung des deutschen Regisseurs mit dem Berliner Ensemble bewundert werden. Der serbischen Dramaturgin Bjliana SrbljanovicÌ waren ein Treffen und eine von Ivan Medenica betreute Konferenz gewidmet, denen eine Lesung ihrer Werke sowie die Aufführung des Schauspiels Die Heuschrecken folgten. Der lettische Schauspieler, Autor und Bühnenbildner Alvis Hermanis stellte zwei Aufführungen vor, die einen Arbeitsstil verdeutlichten, welcher über die reine Darstellung hinauszugehen versteht, indem er in die unverfälschten Existenzbedingungen von „Figuren“ eintaucht. Die beiden von Hermanis geschriebenen und aufgeführten Arbeiten, die als Beispiele dieser Perspektive gelten können, waren Long Life sowie Fathers. Ein Beispiel der jüngsten Inszenierung des lettischen Autors und Regisseurs (The Sound of Silence) sowie eine Konferenz und ein Treffen haben die seiner Theatertätigkeit gewidmeten Arbeiten abgerundet. Die elfte Ausgabe des Europa- Preises für das Theater war auch Anlass für das Kolloquium der Association Internationale des Critiques de Théâtre zum Thema: Wer braucht Preise? Die Veranstaltung fand wie gewohnt mit der offiziellen Feier der Preisübergabe ihren Abschluss.  Die zwölfte Ausgabe des Europa-Preises für das Theater ging an den französischen Regisseur Patrice Chéreau. Mit dem zehnten Europa-Preis für Neue Theaterwirklichkeiten wurden das deutsch-schweizerische Regisseurkollektiv Rimini Protokoll, die deutsche Tänzerin und Choreografin Sasha Waltz und der polnische Regisseur Krzysztof Warlikowski ausgezeichnet. Des Weiteren bedachte die internationale Jury die weißrussische Künstlergruppe Belarus Free Theatre mit einer besonderen Erwähnung im Bereich des Europa-Preises für Neue Theaterwirklichkeiten. Für die zwölfte Ausgabe des Europa-Preises für das Theater fanden die Arbeiten, zum zweiten Mal in Folge, in Thessaloniki statt und wurden vom griechischen Kultusministerium finanziert, welches die Organisation der Veranstaltung in Griechenland dem Nationaltheater Nordgriechenlands übertrug. Die Hommage an Patrice Chéreau bestand aus einer Konferenz zur unermüdlichen Arbeit des französischen Regisseurs. Chéreau präsentierte außerdem zwei Bühneninterpretationen, und zwar von La douleur, einem Tagebuchtext von Marguerite Duras und, nach der Preisverleihung, von Koma nach einem Text von Pierre Guyotat, bei dem es sich wie bei La douleur um eine Arbeit handelt, die ausdrücklich für den Europa-Preis für das Theater entstand. Auch die Vorführung des Films De la Maison des Morts, den Chéreau nach dem Werk Janaceks inszenierte, stand auf dem Programm.  Die Begegnung mit Rimini Protokoll, den Preisträgern des zehnten Europa-Preises Neue Theaterwirklichkeiten, und die damit verbundene Konferenz analysierten das Werk der drei Regisseure. Ihr Stück Mnemopark erzählt von der Schweiz unserer Tage, dem Land der Uhren und der niedlichen Modelleisenbahnen, die durch Alpenlandschaften fahren, und wird begleitet von pseudo-dokumentarischen Interviews.  Der Film Wahl Kampf Wallenstein dagegen, Regie von Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll), dreht sich um die Interpretation des Werkes von Friedrich Schiller durch einige Laienschauspieler. Auch der der deutschen Tänzerin und Choreografin Sasha Waltz gewidmete Film Garden of Earthly Delights – the Choreographer Sasha Waltz von Brigitte Kramer wurde vorgestellt. Ein Treffen mit Konferenz zu Krzysztof Warlikowski eröffnete die Hommage an den polnischen Regisseur. Warlikowski präsentierte Cleansed (Geläutert) von Sarah Kane, seine Inszenierung brachte das Gefühl von Klaustrophobie und tiefer Unruhe, die Sarah Kanes Text vermittelt, ausgezeichnet zum Ausdruck.  Die Begegnung mit dem Belarus Free Theatre ermöglichte es der weißrussischen Künstlergruppe, über die drei Stücke zu sprechen, die zum Europa-Preis für das Theater vorgestellt wurden. An der Konferenz nahm Alexander Milinkevich, der Vertreter der weißrussischen politischen Opposition, teil. Präsentiert wurden: Zone of Silence, ein extra für den Europa-Preis für das Theater geschaffenes Werk, in weltweiter Vorpremiere, sowie Generation Jeans und Being Harold Pinter, die jedwede Behinderung der Meinungsfreiheit anprangern.  Die Kategorie Wiederkehr präsentierte Shakespeares Hamlet, ein work in progress von Oskaras Korsunovas, Preisträger des achten Europa-Preises Neue Theaterwirklichkeiten. Die Aufführung stellte die Vorwegnahme der Weltvorpremiere dar, die in der europäischen Kulturhauptstadt 2008 Stavanger stattfand, in Koproduktion mit Vilnius, der europäischen Kulturhauptstadt 2009, und dem Europa-Preis für das Theater.  In der Kategorie Griechische Perspektiven lieferte das Nationaltheater Nordgriechenlands mit Die Bakchen von Euripides seinen Beitrag zur zwölften Ausgabe des Europa-Preises für das Theater. Außerdem fand ein von der griechischen Vereinigung der Theater- und Musikkritiker in Zusammenarbeit mit der Association Internationale des Critiques de Théâtre und dem Nationaltheater Nordgriechenlands organisiertes Kolloquium zum weiten Thema der kulturellen Verschiedenheiten statt, mit Richard Schechner als Hauptredner. Im Verlauf der Veranstaltung wurde das Buch Giorgio Strehler ou la passion théâtrale/Giorgio Strehler or a passion for theatre vorgestellt, eine zweisprachige, erweiterte und mit bisher unveröffentlichten Beiträgen angereicherte Ausgabe der Monografie Giorgio Strehler o la passione teatrale von Ubulibri, Giorgio Strehler gewidmet, dem Preisträger der dritten Ausgabe des Europa-Preises für das Theater im Jahr 1990. Die Publikation in Französisch und Englisch wurde zum zehnten Todestag des großen Regisseurs herausgegeben, der das Piccolo Teatro di Milano gründete. Wie gewohnt schloss die offizielle Preisverleihung die Veranstaltung ab.  Die dreizehnte Ausgabe des Europa-Preises für das Theater und des elften Europa-Preises Neue Theaterwirklichkeiten fanden in WrocÅ‚aw in Polen statt, in Zusammenhang mit den Grotowski gewidmeten Feierlichkeiten, die unter der Schirmherrschaft und mit Unterstützung des polnischen Ministeriums für Kultur und der Stadt und des Bürgermeisters von WrocÅ‚aw abgehalten wurden. In Polen wurde die Organisation der Veranstaltung vom Grotowski- Institut organisiert.  Der dreizehnte Europa-Preis für das Theater ging an Krystian Lupa und würdigte einen Meister des Kunsttheaters und einen Bezugspunkt für die internationale zeitgenössische Theaterszene. Die Hommage an den Preisträger sah eine Konferenz mit Beiträgen von Kritikern, Theaterwissenschaftlern und Mitarbeitern des polnischen Regisseurs vor sowie drei Aufführungen: Factory 2 ist eine Produktion über Andy Warhol und die Protagonisten seiner „Silver Factory”,  die zur Entstehung seines Mythos beitrugen; Die Präsidentinnen, nach einem Roman Werner Schwabs, beschreibt das Leben von drei Frauen aus der Unterschicht, die der religiösen Frömmlerei verfallen und von einer erniedrigenden Arbeit sowie dem Fernsehen als einziger Ablenkung von einem eintönigen Leben abhängig sind. Persona: Marilyn dagegen, das Lupa als Weltvorpremiere präsentierte, ist der erste Teil einer Trilogie über Marilyn Monroe, Simone Weil und Gurdjieff. Außerdem wurde der Film Kalkwerk gezeigt, der die Inszenierung eines der größten Theatererfolge Lupas zeigt.  Für den Europa-Preis Neue Theaterwirklichkeiten beschloss die Jury, unterstützt vom Beirat, der aus rund 300 Experten des europäischen Theaters besteht, und in Anbetracht der Tatsache, dass die Namen einiger Kandidaten schon in mehreren vergangenen Ausgaben des Preises, nämlich schon zwischen 1996 und 2001, häufig genannt und mit einem besonders hohen Punktestand bewertet worden waren und diese allesamt höchste Qualität und ganz unterschiedliche künstlerische Merkmale aufwiesen, den Europa-Preis Neue Theaterwirklichkeiten in seiner elften Ausgabe unter diesen bereits konsolidierten und auf der internationalen Szene bekannten Regisseuren und Theatergruppen den ersten fünf Kandidaten zu verleihen, laut den Punktzahlen, die sie bei dieser Ausgabe erhielten: Guy Cassiers (Belgien); Pippo Delbono (Italien); Rodrigo Garcia (Spanien/Argentinien); Arpad Schilling (Ungarn); François Tanguy und das Théâtre du Radeau (Frankreich). Diese Entscheidung entspricht dem Reglement des Preises, welches den Europa-Preis Neue Theaterwirklichkeiten als „eine Gelegenheit zur Begegnung und zum Austausch zwischen unterschiedlichen Ausdrucksbewegungen des neuen europäischen Theaters“ bezeichnet. Gleichzeitig war damit der Wunsch verbunden, in den nächsten Ausgaben des Europa-Preises Neue Theaterwirklichkeiten eine neue Phase einzuleiten, in welcher der Preis sich einer neuen  Generation von vielversprechenden Künstlern und Gruppen zuwendet oder solchen, die auf internationaler Ebene noch nicht bekannt sind, auch um Kandidaturen von kleineren Nationen Raum und Sichtbarkeit einzuräumen. Der Europa-Preis Neue Theaterwirklichkeiten ist ab dieser Ausgabe, wie von der Jury und den Organisatoren gewünscht, mit 30.000 anstatt wie bisher mit  20.000 € dotiert. Die fünf Preisträger des elften Europa-Preises Neue Theaterwirklichkeiten boten dem Publikum ein reichhaltiges Programm mit den repräsentativsten Stücken ihres Repertoires, mit eigens für den Europa-Preis für das Theater geschaffenen Werken, mit Konferenzen zu ihren bisherigen Arbeiten und mit Kolloquien mit den Medien und dem Publikum, bei denen die Preisträger Auskunft über ihre Ansätze im Theater und ihre zukünftigen Projekte gaben. Guy Cassiers präsentierte Rouge Décanté nach einem Roman von Jeroen Brouwers, einen elegischen Monolog im Gedenken an die Mutter des Protagonisten, welche mit ihrem Sohn die Erfahrung der Internierung in einem japanischen Gefangenenlager während des Zweiten Weltkriegs geteilt hat. Außerdem konnte man während der Dauer der Veranstaltungen zum Europa-Preis für das Theater die Installation Phalanx betrachten, die aus einer Zusammenarbeit zwischen Guy Cassiers und dem Videokünstler Kurt d’Haeseleer entstand. Es handelt sich um eine künstlerische Installation über die Macht der Politik und der Medien und die Macht / Impotenz der Kunst, die von der Theatertrilogie von Cassiers Triptychon der Macht inspiriert wurde. Pippo Delbono führte drei Stücke auf. Il tempo degli assassini  ist eine Reise „on the road“ und erzählt in zum Teil autobiografischer Weise das Leben des italienischen Regisseurs und das von Pepe Robledo, seinem Mit-Darsteller auf der Bühne. Questo buio feroce  baut auf dem Tagebuch des amerikanischen Schriftsteller Harold Broadkey auf, in welchem zunächst Betrachtungen zu Krankheit, Schmerz und Tod angestellt werden und das sich dann zuletzt doch in eine Hymne an das Leben verwandelt. Als letztes Stück präsentierte Delbono bei der ihm gewidmeten Veranstaltung Storia di un viaggio teatrale nei luoghi sconosciuti tra rabbia e amore, solitudine ed incontro, costrizione e libertà, eine eigens für den Europa-Preis für das Theater geschaffene Arbeit, bei der unter anderem die Schauspielerin Marisa Berenson mitwirkte. Auch Rodrigo García führte drei Stücke auf. Accidens. Matar para comer beschreibt die letzten Momente eines Lebens und versucht, die Agonie des Natürlichen darzustellen. In Arrojad mis cenizas sobre Mickey verwendet García die Bühne wie einen großen Behälter, um das Publikum zu Gedanken über Themen anzuregen, die kontrovers diskutiert werden, aber von großer Aktualität sind. Als drittes Stück brachte García El Perro, eine eigens für den Europa-Preis für das Theater geschaffene Arbeit, an der eine Gruppe junger polnischer Schauspieler mitwirkte.  Árpád Schilling zeigte und kommentierte zum Abschluss des ihm gewidmeten Treffens seine neueste Arbeit, Lob des Entfesselungskünstlers.  François Tanguy und das Théâtre du Radeau präsentierten Ricercar, ein Stück, das seit langem zum Repertoire der Gruppe gehört.  Innerhalb der Veranstaltungen zum Europa-Preis für das Theater gab es auch eine Sektion, die dem Gastgeberland gewidmet war, Blick auf Polen, mit einigen bedeutenden Beiträgen, darunter die Fotoausstellung von Maurizio Buscarino über Grotowski, Apocalypsis cum Figuris, der Gesprächskreis Schauspielern vor und nach Grotowski (in Zusammenarbeit mit der Association Internationale des Critiques de Théâtre) sowie die Vorstellung des Fotobandes über Krystian Lupa, Lupa/Teatr. Außerdem wurden Mozart Writes Letters, eine Marionetten-Perfomance, und Lincz von Yukio Mishima präsentiert.  Innerhalb der Veranstaltungen zum Europa-Preis für das Theater wurde auch das Buch Theatre and humanism in a world of violence von Ian Herbert und Kalina Stefanova vorgestellt, das die Akten des 24. Weltkongresses der Association Internationale des Critiques de Théâtre enthält.  Den Abschluss der Veranstaltung bildete wie gewohnt die offizielle Zeremonie der Preisverleihung, die diesmal vom polnischen Fernsehen live übertragen wurde.