Der Europa-Preis für das Theater (60.000 Euro) war ein Pilotprojekt der damals von Jaques Delors geleiteten Europäischen Kommission, deren erster Kulturbeauftragter Carlo Ripa di Meana war. Unterstützt von der Europäischen Gemeinschaft wurde er 1986 ins Leben gerufen und sollte jene Persönlichkeiten oder Theaterinstitutionen auszeichnen, die „einen Beitrag zur Verwirklichung von Kulturveranstaltungen geleistet haben, welche die Verständigung und das gegenseitige Kennenlernen der Völker fördern“. Der Europa-Preis für das Theater wird vom Europaparlament und von der Europäischen Kommission als „Fördermaßnahme der europäischen Kultur“ unterstützt.
In Übereinstimmung mit diesen Voraussetzungen war 1987 Ariane Mnouchkine die erste Künstlerin, die für ihre Arbeit mit dem Theatre du Soleil von der internationalen Jury unter dem Vorsitz von Irene Papas ausgezeichnet wurde. Die Preisverleihung an Ariane Mnouchkine war damals ein wahrer „Geniestreich, gleichermaßen bewegend und prophetisch“. Im Verlaufe der in Eurovision aus dem griechischen Theater in Taormina übertragenen Feierlichkeiten gab die Künstlerin ihrer Hoffnung Ausdruck, die Grenzen, die damals den europäischen Kontinent in zwei Blöcke teilten, würden niedergerissen, und sie widmete ihren Preis den Künstlern „im anderen Europa“, jenem Teil, der damals noch kommunistisch beherrscht wurde. Und angesichts der auch im Westen schwierigen Situation vor allem des engagierten Theaters bedeutete die mit dem Preis verbundene Summe für das Theatre du Soleil zugleich eine Unterstützung bei der Weiterführung seines Schaffens und seiner Theaterarbeit.
Im selben Jahr beschloss auch der damalige Kulturbeauftragte der Europäischen Gemeinschaft, Carlo Ripa di Meana, der griechischen Schauspielerin Melina Mercouri, der Schirmherrin des Preises und späteren Kulturministerin ihres Landes, einen Spezialpreis zu verleihen, um ihre Fähigkeit zu würdigen, bei ihrer künstlerischen und öffentlichen Arbeit das politische Interesse mit einer ausgeprägten Sensibilität für kulturelle Angelegenheiten zu verbinden.